Private Equity buhlt um Wirtschaftsprüfer und Steuerberater

31. Oktober 2022 | Private Equity
Von Philipp Habdank

Die Flucht vor teuren Unternehmensauktionen und die Suche nach mehr kleinen Add-on-Akquisitionen treibt Private Equity immer tiefer in den Mittelstand. Dabei sind die Finanzinvestoren stark auf die mittelständischen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater der Unternehmer angewiesen. Wie kann Private Equity diese für sich gewinnen? 

Private Equity und der inhabergeführte Mittelstand: Über die Jahre haben sich diese beiden Welten angenähert. 2021 verzeichnete der Midcap-Markt in Deutschland erstmalig mehr Primary als Seondary Buy-outs. Private-Equity-Investoren haben sich im größeren Mittelstand etabliert und versuchen nun noch tiefer in den Mittelstand vorzudringen, um auch kleinere Unternehmen zu kaufen. Das hat vor allem zwei miteinander zusammenhängende Gründe:

  1. Der Wettbewerb im Midmarket unter Finanzinvestoren ist inzwischen so groß und der Markt durch Intermediäre so transparent, dass es für Private-Equity-Investoren kaum noch möglich ist, Deals unter der Hand zu bekommen. Häufig enden Verkaufsprozesse in einem kompetitiven Auktionsprozess, in dem sich die Finanzinvestoren gegenseitig überbieten. 
  2. Um die dadurch gestiegenen Einstiegs-Multiples zu senken, verfolgen viele Private-Equity-Investoren Buy-&-Build-Strategien und kaufen kleinere und dadurch günstigere Unternehmen, die sich zwar nicht als Single-Investment dafür perfekt als Add-on-Akquisition für das Plattform-Investment eignen. 

Private Equity braucht Wirtschaftsprüfer und Steuerberater

Finanzinvestoren stehen bei der Suche kleineren Mittelständlern aber vor zwei Problemen: Wie kommen die Private-Equity-Manager an die Unternehmer ran? Und wie können sie sich ein aussagekräftiges Finanzbild von den Unternehmen machen? Die Lösung sind einmal mehr Intermediäre, was mittelständische M&A-Berater oder aber auch Wirtschaftsprüfer und Steuerberater sein können, die oft sehr enge und langjährige geschäftliche Beziehungen mit den Unternehmen und den Unternehmern pflegen. 

Private Equity braucht diese Unternehmervertrauten, um den Zugang zu den Unternehmern zu erleichtern und um im Rahmen der Due Diligence die berühmt berüchtigten informellen Informationsstrukturen bei Mittelständlern aufzudecken, die noch über kein echtes Reporting, geschweige denn eine professionelle Finanzabteilung verfügen. Speziell bei kleinen Familienunternehmen verlaufen die Grenzen zwischen Unternehmens- und Unternehmersphäre oft fließend. 

Der Unternehmervertraute weiß genau, wie seine Mandanten ticken und kann helfen gegenseitiges Verständnis und Vertrauen zu schaffen.

Dr. Sven Oleownik, Emeram Capital Partners

Die Sorgen der Unternehmervertrauten vor Private Equity

Doch nur weil Private Equity Unternehmervertraute braucht, heißt das nicht, dass diese gleiches Interesse an Finanzinvestoren zeigen. Ein Gesellschafterwechsel bedeutet immer eine Veränderung der über Jahre hinweg eingeschwungenen und stabilen Geschäftsbeziehung und Prozesse. Hinzu kommt, dass sich die Eigenwahrnehmung der Finanzinvestoren bisweilen noch stark von der Fremdwahrnehmung mittelständischer Wirtschaftsprüfer und Steuerberater unterscheidet. Die generelle Skepsis gegenüber Private Equity ist im Mittelstand über die Jahre gesunken, aber sie ist noch da. 

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater fürchten vor allen, dass sie ihr Mandat verlieren, sobald Private Equity den eigenen Kunden übernommen hat. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit ausgetauscht zu werden deutlich höher, wenn der neue Gesellschafter ein strategischer Investor ist. Konzerne integrieren ihre Zukäufe für gewöhnlich und haben einen einheitlichen Konzernprüfer. Private Equity ist ein Partner auf Zeit und muss den bestehenden Prüfer oder Steuerberater darum nicht zwingend austauschen. 

Wir suchen Unternehmervertraute, die pragmatisch und leistungsorientiert arbeiten sowie in Chancen denken. Mit diesen arbeiten wir dann wiederholt zusammen.

Matthias Obermeyr, Emeram Capital Partners

Neues White Paper des Finance Thinktank

Mit dem Einstieg von Private Equity verändert sich eine Menge für Unternehmervertraute. Ob zum Guten oder Schlechten, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die der Finance Thinktank Corporate Banking & Finance in Zusammenarbeit mit dem Finanzinvestor Emeram Capital Partners in dem White Paper „Private Equity & Unternehmervertraute – passt das?“ ausführlich aus verschiedenen Perspektiven analysiert hat. 

philipp.habdank@whatsup-cf.de

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