Let’s talk about Spacs (#1)

Von Philipp Habdank

Sven-Roger von Schilling ist Spac-Sponsor der ersten Stunde und erklärt im Podcast, wie Banken und Hedgefonds ein System geschaffen haben, in dem sie nicht verlieren, aber sehr viel gewinnen können.

Sie sind derzeit einer, wenn nicht der Verkaufsschlager im Bauchladen der Investmentbanker: Special Purpose Acquisition Companies, kurz: Spacs. Diese Vehikel sammeln über die Börse Kapital von Investoren ein – im Schnitt sind das aktuell immerhin rund 330 Millionen Dollar. Mit diesem Geld will die leere Börsenhülle innerhalb von zwei Jahren ein Unternehmen kaufen.

Vor allem in den USA brummt das Geschäft mit den Blankoscheck-Firmen. Derzeit suchen mehr als 400 (!) Spacs nach geeigneten Übernahmezielen. Hinzu kommen nochmal 145 Vehikel, die mit der Suche erfolgreich waren und bereits eine Übernahme angekündigt aber noch nicht vollzogen haben. Allein in diesem Jahr gab es in den USA bereits knapp 350 Spac-Börsengänge. Das sind schon mehr als im gesamten Vorjahr, das mit 248 Börsengängen bereits ein Rekordjahr war – mit ein Drittel mehr Spacs als in den sechs Jahren davor zusammengenommen.

Wie irre der Spac-Hype ist, zeigt ein Blick auf den gesamten IPO-Markt in den USA: Rund 70 Prozent (!!!) aller US-IPOs in diesem Jahr gingen auf das Konto der Spacs. Im Vorjahr hatten die Börsenhüllen einen Marktanteil von 55 Prozent. Selbst bei der ersten Welle 2007/war nur jeder dritte IPO ein Spac.  

Investmentbanken und Hedgefonds feiern die Spacs

Spacs an sich sind nicht neu. Dass sie derzeit so gehypt werden, freut aber in jedem Fall die Investmentbanker aus den Equity-Capital-Market-Teams. Deren IPO-Mandate haben sich durch die Spacs mal eben mehr als verdoppelt. Die Bank streicht bei einem Spac in der Regel rund 7 Prozent des IPO-Volumens als Fee ein – bei einer Durchschnittsgröße von 330 Millionen Dollar sind das pro Spac rund 23 Millionen Dollar. Hinzu kommen noch mögliche Einnahmen aus einer begleitenden Kapitalerhöhung, sogenannte „Pipes“.

Aber nicht nur die Investmentbanken profitieren von dem Hype. Auch Hedgefonds finden Spacs spannend. Dabei haben sie gar kein Interesse an den Unternehmen, die das Spac vielleicht übernimmt. Die Fonds haben in den Spacs vielmehr eine Möglichkeit gefunden, ihr Kapital risikofrei und ohne Strafzinsen vorübergehend zu parken– und sogar noch eine ordentliche Rendite einzustreichen. 

Sven-Roger von Schilling: Manager und Spac-Sponsor

Börsenwillige Unternehmen profitieren von dem Boom ebenfalls. Am Ende der Nahrungskette stehen die Sponsoren – sie gründen das Spac und haben die meiste Arbeit damit. Und sie tragen das größte Risiko, wie Sven-Roger von Schilling in der ersten Podcast-Folge von „What’s up, Corporate Finance?“ erklärt. 2010 legte er mit European Cleantech selbst ein Spac auf – damals erst das zweite in Deutschland. Eine Erfolgsgeschichte wurde es nicht.

Heute ist von Schilling Partner bei der Corporate-Finance-Boutique Kloepfel und berät Unternehmen, die mit einem Verkauf an ein Spac liebäugeln. Ein spannender Ritt durch den kompletten Spac-Prozess und tiefe Einblicke in die unterschiedlichen Interessen von Sponsoren, Investoren und Banken. Let’s go!

Kapitelmarken:

>> 2:55: European Cleantech: Ein Spac der ersten Stunde

>> 6:37: Wie funktionieren Spacs?

>> 12:30: Was passiert mit dem Emissionserlös bis zur Übernahme?

>> 18:00: Wie Investmentbanken mit „Pipes“ doppelt abkassieren

>> 21:33: Wer verfolgt im Spac-Prozess welche Interessen?

>> 24:30: Was kauft der Investor da eigentlich?

>> 26:23: Die Spac-Mafia: Warum Hedgefonds die Spacs so lieben

>> 32:22: Warum tun sich Sponsoren das überhaupt an?

>> 34:17: Die Rolle der Anwälte und Investmentbanken

>> 36:40: Wer hat im Spac-Prozess wann seinen Zahltag?

>> 39:21: Fragen-Quicky

Wir hoffen, der Podcast hat Ihnen gefallen und freuen uns über Ihr Feedback zur aktuellen Folge: philipp.habdank@whatsup-cf.de

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