Make Levine Leichtman Capital Partners great in DACH (#16)

18. Februar 2022 | Private Equity
Von Philipp Habdank

Levine Leichtman Capital Partners ist der nächste US-Investor, der sein Glück in Deutschland versucht. Verantwortlich für die Mission ist Matthias Tabbert, den LLCP dazu von HQ Equity losgeeist hat. Warum Tabbert dem Ruf gefolgt ist, und was die Amerikaner mit ihrem Structured-Equity-Ansatz in Deutschland vorhaben.

Aus der Stadt der Engel nach Mainhatten: Der US-amerikanische Private-Equity-Investor Levine Leichtman Capital Partners (LLCP) betritt den deutschen Markt und hat dafür ein Büro in Frankfurt eröffnet. Um LLCP hier groß zu machen, haben die Amerikaner Matthias Tabbert vom Bad Homburger Finanzinvestor HQ Equita abgeworben, für den Tabbert insgesamt elf Jahre lang gearbeitet hat, die letzten drei davon als Partner.

Im Podcast haben wir mit Matthias Tabbert über seinen Wechsel zu und die Ambitionen von Levine Leichtman Capital Partners im deutschsprachigen Raum gesprochen – denn wir hatten viele Fragen: Wer bitte ist Levine Leichtman Capital Partners? Was wollen die Amerikaner im deutschen Midmarket? Verstehen sie den Markt überhaupt? Und braucht Deutschland wirklich den nächsten Finanzinvestor, der dem Herdentrieb folgt und für Healthcare- und Dienstleistungsunternehmen mitbietet?

LLCP verfolgt Structured-Equity-Ansatz

Im Gegensatz zu uns war Levine Leichtman Capital Partners Matthias Tabbert schon ein Begriff: „LLCP ist in Europa ein bekannter Growth-Investor. Einen Kollegen kannte ich auch, daher gab es schon Anknüpfungspunkte“, sagt der Private-Equity-Manager. Wie so ziemlich jeder Private-Equity-Investor sucht auch LLCP nur hochprofitable Top-Unternehmen mit Top-Management aus fünf Sektoren: Business Service, Education, Healthcare, Consumer, Manufactoring Light. So weit, so gewöhnlich.

Zwei Aspekte fanden wir dann doch spannend: 1.) LLCP scheint sich eher als passiver denn aktiver Investor zu verstehen. „Wir sind Enabler, aber keine Besserwisser“, sagt Tabbert. Dem Management bieten die Amerikaner laut Tabbert eine hohe Beteiligung an den Unternehmen und lassen ihm für die Weiterentwicklung der Firmen viele Freiheiten, sofern erwünscht.  

Wir zählen es zum Eigenkapital, aber es hat ein bisschen Mezzanine-Charakter.

Matthias Tabbert, LLCP

2.) Der Structured-Equity-Ansatz von Levine Leichtman Capital Partners. Laut Matthias Tabbert arbeitet LLCP zwar mit externen Finanzierungen von Banken oder Debt-Funds, doch deren Anteil würde geringer gehalten als bei einem Leveraged Buy-out üblich. Stattdessen könne LLCP aus dem eigenen Fonds sogenanntes Structured Equity als Fremdkapitalelement anbieten. „Wir zählen es zum Eigenkapital, aber es hat ein bisschen Mezzanine-Charakter“, sagt Tabbert. Bei den Unternehmern käme der Ansatz super an, weil sie Wachstumskapital erhielten, sich aber nicht um die Covenants der Banken kümmern müssten.

Wer ist Levine Leichtman Capital Partners?

Laut Tabbert ist der Structured-Equity-Ansatz zur Zeit der Gründung von LLCP im Jahr 1984 entstanden. Damals verkaufte der Mitgründer Arthur Levine sein Medienunternehmen Westwood One und gründete mit seiner Frau Lauren Leichtman LLCP. Ein Unternehmer und eine Anwältin, die für die US-Wertpapieraufsicht SEC gearbeitet hat – das ist nicht der typische Investmentbanker- oder Beraterhintergrund, den Private-Equity-Manager für gewöhnlich haben.

Laut Tabbert haben beiden inzwischen ihre Nachfolge bei LLCP geregelt, sind aber noch involviert. 2020 knackte der Finanzinvestor kumuliert die 11 Milliarden Dollar Assets under Management, die sich auf mehrere Fondsstrategien verteilen. Der Flaggschiff-Fonds ist der „LLCO VI“ – ein Buy-out-Fonds, der 2019 geschlossen wurde, 2,5 Milliarden US-Dollar schwer ist und in den USA investiert. 2021 schloss der Investor in den USA zudem seinen zweiten Lower Middle Market Fund bei 1,38 Milliarden Dollar, der in US-Unternehmen investiert, die weniger als 50 Millionen Dollar umsetzen.

Bei LLCP gibt es die volle Überzeugung, dass man ohne Büro vor Ort keinen neuen Markt oder keine neue Region nachhaltig erschließen kann.

Matthias Tabbert, LLCP

In Europa ist LLCP seit 2011 mit der Eröffnung des Londoner Büros aktiv. Dort backt LLCP allerdings deutlich kleinere Brötchen als in den USA. Der LLCP Europe II ist 463 Millionen Euro schwer und wurde 2020 geschlossen. Aus diesem Topf bedienen sich die europäischen Stadthalter für ihre Deals. Seit 2015 hat LLCP im niederländischen Den Haag ein Büro, das Benelux abdeckt. 2019 ging es ins schwedische Stockholm, um die Nordics zu erschließen – und jetzt eben nach Frankfurt, um die DACH-Region zu bearbeiten. „Bei LLCP gibt es die volle Überzeugung, dass man ohne Büro vor Ort keinen neuen Markt oder keine neue Region nachhaltig erschließen kann“, sagt Tabbert.

LLCP setzt beim Dealflow auf M&A-Berater

„Büro“ ist allerdings ein großes Wort für die neue Niederlassung von LLCP in Deutschland, denn Tabbert ist eine One-Man-Show. Für die Deal Execution kann er zwar auf das europäische Team zurückgreifen, für die Deal Origination ist er aber allein verantwortlich. „Da wirst du nicht in erster Linie auf proprietären Dealflow setzen können. Da wirst du auf Vermittler setzen“, sagt Tabbert. Heißt: LLCP wird uns in Deutschland vermutlich vor allem in von M&A-Beratern orchestrierten Auktionen über den Weg laufen.

Um sich in diesen Prozessen durchzusetzen, braucht es vor allem zwei Dinge: tiefe Taschen und Geschwindigkeit. Die Taschen dürften für die Amerikaner nicht das größte Problem sein. Sie sind aus den USA hohe Bewertungen gewohnt. „Mit Blick auf die Bewertungen nähern wir uns dem deutschen Markt vielleicht eher von oben als von unten“, sagt Tabbert. Entscheidend dürfte die Geschwindigkeit für LLCP werden. Wie schnell bekommt Tabbert seinen Deal intern durchgeboxt? Dieser Test steht freilich noch aus, aber der Private-Equity-Manager zeigt sich optimistisch: „Die Organisation ist es gewohnt, in zehn Büros zu arbeiten. Was ich beeindruckend finde, ist die Entscheidungsfreudigkeit“, so Tabbert.

Mit Blick auf die Bewertungen nähern wir uns dem deutschen Markt vielleicht eher von oben als von unten.

Matthias Tabbert, LLCP

Die weiteren Themen im Podcast mit Matthias Tabbert

Über all das haben wir mit Matthias Tabbert im Podcast gesprochen. Unsere weiteren Themen:

  • Warum war nach elf Jahren bei HQ Equita Schluss?
  • Wie liefen die Verhandlungen mit den US-Amerikanern?
  • Wie tickt das Gründerehepaar?
  • Wie ist LLCP in Europa aufgestellt?
  • Was verbirgt sich hinter dem Structured-Equity-Ansatz?
  • Wie will LLCP an Deals kommen?
  • Wo und wie werden Investmententscheidungen gefällt?
  • Was für Deals sucht LLCP in Deutschland?
  • Neues aus dem Datenkeller
  • Fragen-Quicky

Die Folge gibt es wie immer überall dort, wo es Podcasts gibt: Spotify, Apple, Google, Deezer, Amazon. Wir wünschen viel Spaß beim Hören. Let’s go!

Info-Box: Noch mehr spannende Interviews aus der Corporate-Finance-Welt gibt’s in unserer Podcast-Audiothek. Noch mehr Analysen rund um Finanzinvestoren bietet die Themenseite Private Equity.  

Weitere Beiträge ...

... die Sie auch interessieren könnten.

Coming Home: Sven Oleownik geht zu Emeram (#13)

7. Januar 2022 | Private Equity
Von Philipp Habdank
Von Gimv zu Emeram: Sven Oleownik spricht über seinen Wechsel und seine Pläne.
Anhören

Private Equity 2021: Gründer-Exits statt Nachfolge-Welle (#15)

4. Februar 2022 | Private Equity
Von Philipp Habdank
Private Equity hat den Mittelstand geknackt, aber anders als ursprünglich gedacht. What's next?
Anhören

Alter Schwede! Private Equity mal anders (#8)

22. Oktober 2021 | Private Equity
Von Philipp Habdank
200 Übernahmen, kein Exit und 1,5 Milliarden Euro Dry Powder. Lars Nottehed über die Investmentstrategie von Storskogen.
Anhören