Coming Home: Sven Oleownik geht zu Emeram (#13)

7. Januar 2022 | Private Equity
Von Philipp Habdank

Sven Oleownik ist von Gimv zu Emeram gewechselt. Welche privaten Gründe bei dem Wechsel eine Rolle spielten, was die Münchener jetzt vorhaben, und was der Private-Equity-Manager von den GP-led Secondaries und dem ESG-Trend hält – das verrät er exklusiv bei uns im Podcast.

Vor fast genau einem Jahr übernahm ein Investorenkonsortium um Emeram und Gimv die Online-Lernhilfe Sofatutor. Die bei dem Deal damals federführenden Private-Equity-Manager: Christian Näther und Sven Oleownik. Die beiden sind alte Studienfreunde. Der eine gründete zuletzt den Münchener Private-Equity-Fonds Emeram, der andere baute für den belgischen Finanzinvestor Gimv das Deutschlandgeschäft auf.

Schon vor dem Sofatutor-Deal haben sich die beruflichen Wege der beiden immer wieder gekreuzt. Oleownik hatte den ein oder anderen Aufsichtsratssitz bei einem Portfoliounternehmen von Emeram und die beiden haben ab und an auch schon zusammengearbeitet als Näther noch für den Finanzinvestor Apax und Oleownik für den Wirtschaftsprüfer Deloitte aktiv war. „Wir haben schon immer viele Pläne und Gedanken zusammen gehabt“, verrät Oleownik.

Wir haben schon immer viele Pläne und Gedanken zusammen gehabt.

Sven Oleownik, Emeram

Doch erst jetzt werden sie auch in die Tat umgesetzt. Denn wie der Private-Equity-Manager im Podcast exklusiv verrät, hat er zum Jahresstart Gimv nach sieben Jahren verlassen und ist bei Emeram als Partner eingestiegen. „Für mich ist das ein bisschen coming home and working with friends“, beschreibt Oleownik den Wechsel, der für ihn vordergründig persönliche Gründe hat. Denn auch die beiden anderen Gründungspartner Kai Obring und Kai Köppen kenne er schon sehr lange. 

Private Equity via Fonds oder Börse?

Die sieben Jahre bei Gimv seien eine fantastische Zeit gewesen. „Gimv ist ein großes tolles Unternehmen, aber halt auch ein großes tolles börsennotiertes Unternehmen und ich war der deutsche Niederlassungsleiter“, sagt Oleownik, der in der Partnerschaft bei Emeram für sich eine unternehmerischere Chance sieht. „Die kriegst du halt nicht jeden Tag, noch dazu, wenn es Freunde sind, die man gut kennt und denen man vertraut.“

Für den Wechsel war jetzt der richtige Zeitpunkt, denn die Aufbauphase bei Gimv ist laut Oleownik abgeschlossen. Sein Nachfolger ist Ronald Bartel, der auf der Homepage von Gimv bereits als der neue Head of Germany geführt wird.

Entscheidend ist immer die Flexibilität einzelner Investments.

Sven Oleownik, Emeram

Die Außenministerrolle hat Oleownik bei Gimv angeblich nie gestört – und die Börsennotierung? Offenbar auch nicht sonderlich: „Gimv konnte immer sagen, sie sind laufzeitunabhängig, haben eine größere Flexibilität und können Unternehmen deswegen auch länger halten“, nennt Oleownik die Vorteile des Listings. Der Private-Equity-Manager sieht aber keinen grundsätzlichen Vorteil von einem börsennotierten oder einem Fondsmodell. „Entscheidend ist immer die Flexibilität einzelner Investments“.

GP-led Secondary bei Boards & More

Auch in der konventionellen Fondsstruktur kann ein Private-Equity-Investor ein Unternehmen durchaus länger halten als die typischen vier bis fünf Jahre. Die Inzest Buy-outs GP-geführten Secondaries machen es möglich. Wie genau diese in Deutschland noch relativ unbekannte Transaktionsart funktioniert und warum viele Geldgeber von Private Equity diese Deals lieben, hat Britta Lindhorst von HQ Capital neulich im Podcast ausführlich erklärt.

Auch Emeram hat sich vor Weihnachten selbst beglückt und das Portfoliounternehmen Boards & More in einen sogenannten „Continuation Fund“ überführt – also an sich selbst verkauft. „Es ist ja kein Geheimnis, dass Emeram schon vor längerer Zeit den Fonds aufgelegt hat“, sagt Oleownik. Im Jahr 2013, um genau zu sein. „Darum war es jetzt schon mal an der Zeit zu zeigen, dass man eine Rendite einfahren kann.“

Bei den GP-geführten Secondaries können die Investoren entscheiden, ob sie sich auszahlen lassen möchten oder ob sie ihre Anteile in das Fortführungsvehikel „rollen“ möchten, wie es im Finanzjargon so schön heißt. Oleownik hält diese Deals für eine fantastische Struktur. „Das kann man natürlich nicht bei jedem Unternehmen machen, sondern nur dort, wo die gemeinsame Zukunft noch sehr viel mehr verspricht.“ Heißt übersetzt: Die GP-geführten Secondaries werden von Investoren nur bei den Top-Unternehmen aus dem Portfolio akzeptiert.

Einen möglichen Interessenskonflikt bei der Preisfindung sieht der Private-Equity-Manager nicht – zumindest keinen größeren als bei einem konventionellen Secondary, wenn der Private-Equity-Investor das Unternehmen an einen anderen Finanzinvestor weiterreicht. Auch dort muss das Management des Unternehmens einen Teil des Verkaufserlöses wieder reinvestieren.

„Diesen Konflikt musst du immer über Verhandlungen lösen“, sagt Oleownik. Die Preisfindung bei den GP-geführten Secondaries erfolgt über eine Art Bookbuilding-Verfahren. Es gibt ein Angebot an die alten Investoren, um dabei zu bleiben und ein Angebot an neue Investoren, um einzusteigen. „Dadurch bildet sich ein Fair Value“, sagt der Private-Equity-Manager.

Wann geht Emeram ins Fundraising?

Mit seinem Wechsel von Gimv zu Emeram wartet auf Oleownik viel Arbeit. Der Münchener Private-Equity-Investor finanziert noch immer aus seinem 350 Millionen Euro schweren Debütfonds, der 2013 an den Start ging und im Jahr 2019 um weitere 50 Millionen Euro aufgestockt wurde.

Die Anlaufschwierigkeiten mit zwei Ausfällen im Portfolio scheinen inzwischen überwunden. Allein im Jahr 2021 hat Emeram laut Sven Oleownik ein Plattforminvestment (Sofatutor) sowie sieben Add-on-Transaktionen getätigt: Gleich drei für Officium und jeweils eins für Boards & More, Frostkrone und Matrix 42. Zudem habe der Finanzinvestor zwei erfolgreiche Exits (Meona und Matrix 42) sowie einen Teil-Exit (Init) hingelegt. „Man hat einen Continuation Fund für Boards & More aufgelegt und ein bomben Ergebnis abgeliefert“, resümiert Oleownik ein M&A-Jahr, das in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich war.

Wir sind optimistisch für ein mögliches Fundraising, auch wenn es dazu noch keine konkreten Pläne im Moment gibt.

Sven Oleownik, Emeram

Konkrete bombige Zahlen (Money Multiple und IRR) rückt Emeram zwar noch nicht raus, weil das alles noch „on going“ sei, aber die durch die Exits erfolgten Ausschüttungen liegen laut Oleownik „deutlich im Rahmen der Erwartungen der Investoren.“ Anfang 2021 gab Emeram lediglich bekannt, dass 2020 der kommutierte Umsatz aller Portfoliounternehmen – wie schon im Vorjahr – um 17 Prozent auf rund 650 Millionen Euro gestiegen sei. Die Zahlen für 2021 liegen uns noch nicht vor. 

Und auch sonst gibt es im Portfolio des Debütfonds noch viel zu tun, schließlich hat Emeram noch sechs Unternehmen im Besitz, die noch verkauft werden wollen. Für Neuinvestments dürfte angesichts der weit fortgeschrittenen Fondslaufzeit so langsam, aber sicher das Geld knapp werden. Mehrere Exits, ein GP-led Secondary und mit Sven Oleownik ein neuer Partner an Bord – das riecht förmlich nach Fundraising, doch Emeram hält sich diesbezüglich noch bedeckt: „Wir sind optimistisch für ein mögliches Fundraising, auch wenn es dazu noch keine konkreten Pläne im Moment gibt“, sagt Oleownik vage.

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Emeram mit angepasster Investmentstrategie

Sehr konkret hingegen sind die Strategiepläne von Emeram. „Es gab ja so eine Art Neudefinition der Strategie und damit einen neuen Fokus“, sagt Oleownik. Emeram investiert heute nur noch in drei Branchen: Consumer, Technology/Software und Services. Die Private-Equity-Gesellschaft positioniert sich dabei als Business-Development- und Sparringspartner für Unternehmen und hat laut Oleownik darum zuletzt erheblich in diese Bereiche investiert und Know-how aufgebaut – unter anderem in der ESG-Beratung.

„Wir sind davon überzeugt, dass gerade Private-Equity-Investoren massiv von dem ESG-Trend profitieren können, weil sie als Sparringspartner von Unternehmen Know-How-Vorsprünge haben“, sagt Oleownik für den ESG-Know-How heute noch ein Wettbewerbsvorteil ist, morgen jedoch eine Selbstverständlichkeit sein wird. „Man wird sehen, wie viele Turns man dafür mehr bekommt, aber ESG ist ein Bestandteil, um ein Unternehmen attraktiver zu machen – und attraktive Unternehmen werden höher bewertet.“

Durch den ESG-Trend eröffnet sich Private Equity zudem ein neuer Exit-Kanal: Impact Investoren. Mit dem Klinik-Software-Anbieter Meona hat Emeram im vergangenen Jahr bereits ein Portfoliounternehmen an Trill Impact verkauft. Und auch Sofatutor war ein „ESG-Deal“ – Gimv finanzierte die Transaktion übrigens über einen Sustainable Bond, also eine nachhaltige Anleihe.

Die weiteren Themen im Podcast mit Sven Oleownik

  • Wie genau kam es zum Wechsel von Gimv zu Emeram?
  • Warum ist bei Gimv nach sieben Jahren Schluss?
  • Was hat Emeram künftig vor?
  • Wie erfolgreich war der Debütfonds?
  • Kommt bald das neue Fundraising?
  • Börse oder Fonds: Was ist die bessere Struktur für Private Equity?
  • GP-geführte Secondaries: Wie lässt sich der Interessenskonflikt bei der Preisbildung lösen, und warum gibt es in Deutschland bislang noch so wenige dieser Deals?
  • Wie wird ESG für Private Equity vom Compliance- zum Strategiethema – und damit ein Wertreiber?

Über das und noch viel mehr hat Sven Oleownik im Podcast gesprochen, der überall dort zu finden ist, wo es Podcasts gibt: Spotify, Apple, Google, Deezer, Amazon. Wir wünschen viel Spaß beim Hören!

Info-Box: Noch mehr spannende Interviews aus der Corporate-Finance-Welt gibt’s in unserer Audiothek. Und wen die ESG-Thematik triggert, dem sei unser White Paper „ESG & Private Equity – Sind Finanzinvestoren Vorreiter?“ ans Herz gelegt.

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