Pemberton holt Adrian Grammerstorf (#22)

Von Philipp Habdank

Pemberton hat den Leveraged-Finance-Banker Adrian Grammerstorf von Allianz Global Investors abgeworben und eröffnet ein Büro in München. Der Debt Fund will zudem für neue Investmentstrategien mehrere Milliarden einsammeln und mausert sich damit immer mehr zu einem Multi-Asset-Manager. Im Podcast spricht Deutschlandchef Jürgen Breuer über die Neueinstellung, und wie er mit sogenanntem NAV Financing und Risk Sharing Private-Equity-Funds und Banken besser abholen möchte. 

Einiges los bei Pemberton: Wie wir exklusiv erfahren haben, hat der Direct-Lending-Spezialist Adrian Grammerstorf vom Wettbewerber Allianz Global Investors abgeworben. Der Leveraged-Finance-Banker wird weiterhin von München aus arbeiten, wird dort ein eigenes Büro erhalten und soll zusammen mit dem frisch beförderten Nils Weber für Dealflow im deutschsprachigen Raum sorgen. 

Beide sind Teil des sogenannten Origination-Teams von Pemberton und damit für das Dealsourcing zuständig. Neben den Dealmakern beschäftigt Pemberton aber auch ein Portfolioteam und Kreditanalysten. Letztere sind in etwa vergleichbar mit der Marktfolge der Banken und sollen den Dealmakern kritisch auf die Finger schauen. „Wir haben die positiven Dinge des Risikoprozesses der Banken in die Asset-Management-Welt übertragen, aber auf eine Art und Weise wie sie effizient bleibt und einen gewissen Speed erlaubt“, sagt Jürgen Breuer, Head of DACH und Nordics bei Pemberton.

Risk Sharing: Pemberton will Banken Risiken abnehmen

Adrian Grammerstorf ist nicht die erste Neueinstellung in diesem Jahr. Bereits im Februar holte Pemberton Olivier Renault von der Citygroup an Bord. Er leitet die neue Risk-Sharing-Strategie, die sich explizit an jene Zielgruppe richtet, die Debt Funds wie Pemberton im Direct Lending angreifen: Banken. 

Laut Jürgen Breuer geht es im Kern darum, für Banken regulatorisches Kapital freizusetzen. Der Fonds stellt dabei eine Finanzierung, die auf ein stark diversifiziertes Kreditportfolio der Bank abgestellt ist. Die Finanzierung hat Breuer zufolge einen First-Loss-Charakter. Angenommen der Fonds finanziert 10 Prozent eines Kreditportfolios, dann würden die ersten 10 Prozent der Ausfälle auf seine Rechnung gehen. 

Am Ende des Tages sei dies ein Hedging-Produkt. Es fließt Geld an die Bank, das der Fonds abzüglich der Verluste am Ende der Laufzeit zurückerhält. Laufend streicht er eine Risikoprämie ein. „Aus unserer Sicht sind diese Finanzierungen extrem attraktiv, weil normalerweise die Verluste in solchen Portfolios über den Expected Loss nicht hinausgehen und die Rendite typischerweise zwischen 8 und 10 Prozent liegt“, sagt Breuer. Für die Banken würde sich das lohnen, weil ihre Eigenkapitalkosten noch teurer wären. Den Markt schätzt Breuer auf 11 bis 13 Milliarden Dollar. 

NAV Financing für Private-Equity-Funds

Eine Finanzierung gegen ein Portfolio – auf diesem Grundgedanken basiert auch die neue Net-Asset-Value-Finanzierungsstrategie von Pemberton für die der Asset-Manager Thomas Doyle von 17 Capital geholt hat. Die Strategie adressiert in erster Linie Private-Equity-Funds und dürfte damit auch für die beiden Originater Adrian Grammerstorf und Nils Weber interessant sein. 

Beim NAV Financing beleiht Pemberton ein Portfolio von Private-Equity-Unternehmen. Breuers Faustformel: Je weniger Unternehmen im Portfolio sind, desto höher ist der Loan to Value und desto höher fällt die Risikoprämie aus. Der klassische Anwendungsfall auf Fondsebene: Ein Private-Equity-Fund ist am Ende seiner Investmentperiode, hat aber noch Investitionsbedarf, weil er noch ein spannendes Add-on gefunden hat oder auch, weil es bei einem Unternehmen nicht rund läuft. 

Breuer sieht aber auch Anknüpfungspunkte bei den General Partners, den GPs. Dieser sollte immer mit rund 2 Prozent eigenem Geld in den Fonds investiert sein. „Ein GP hat Fee-Einnahmen, Carry-Ansprüche und natürlich Co-Investments in früheren Unternehmen. Das kann ich nehmen, um dieses Portfolio zu beleihen und auch wieder eine Finanzierung zu stricken“, sagt Breuer. Den Markt für diese Strategie schätzt er auf 35 Milliarden Dollar. Die Renditen in der LTV-Finanzierung liegen zwischen 6 und 14 Prozent. 

Pemberton steigt auch ins CLO-Geschäft ein 

Pemberton mischt künftig aber auch im Geschäft mit Collateralized Loan Obligations (CLOs) mit. Verantwortlich für den Aufbau des Geschäfts ist Rob Reynolds, den Pemberton im März von Spire Partners geholt hat. „Das Ziel wird sein, zwei mal im Jahr einen CLO mit jeweils 400 Millionen aufzulegen“, kündigt Breuer an. Darin sollen sich in erster Linie liquide Leveraged Loans befinden. 

Für die NAV-Finanzierungsstrategie und das Risk Sharing mit den Banken befindet sich Pemberton laut Breuer gerade ebenfalls im Fundraising. Ziel für beide Vehikel sind dem Deutschlandchef zufolge 1 bis 1,5 Milliarden Euro. Das First Closing erhofft sich Breuer für Ende Q3 oder Anfang Q4. „Als Direct Lender haben wir uns einen Namen gemacht. Als Asset-Manager mit einer breiteren Produktpalette werden wir für institutionelle Investoren deutlich relevanter“, sagt Breuer. Denn die Instis hätten tendenziell die Neigung, die Zahl ihrer Asset Manager eher kleiner zu halten als breiter zu gestalten. 

Die weiteren Themen im Podcast mit Jürgen Breuer

  • Hiring von Adrian Grammerstorf und neues Office
  • Origination, Portfolio-Team & Kreditanalysten: Das Setting von Pemberton
  • Wer hat die Kreditentscheidungsmacht?
  • Die Investmentstrategien im Direct Lending
  • Zusammenarbeit mit Banken und Versicherungen pari pasu
  • Der Midmarket Fund
  • Wie wirkt sich das Makroumfeld auf Private Debt aus?
  • Wie steht Pemberton zu den Folos?
  • Strategic Credit – was ist das?
  • Debt to Equity bei E3: Wie passt das in die Strategie?
  • Working Capital Finance = Supply Chain Finance?
  • Risk-Sharing-Strategie für Banken
  • NAV Financing für Private Equity Funds
  • Warum auch noch CLOs?
  • Wie groß werden die neuen Fonds?
  • Fragen-Quicky

Über all das und noch mehr haben wir mit Jürgen Breuer ausführlich im Podcast gesprochen, der wie immer überall dort zu finden ist, wo es Podcasts gibt: Apple Podcasts, Google Podcasts, Spotify, Deezer, Amazon. Wir wünschen viel Spaß beim Hören. Let’s go!

philipp.habdank@whatsup-cf.de

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