Die LBO-Bank, die keine sein will (#5)

27. August 2021 | Finanzierung | Leveraged Finance
Von Philipp Habdank

Obwohl die Apobank nur 20 Prozent des Marktes bedient, war sie 2020 die aktivste Midcap-LBO-Bank. Corporate-Finance-Chef Christoph Neff rückt diesen Erfolg ins rechte Licht, gibt Einblicke in die Strategie der Gesundheitsbank und verrät, wie mit er mit Debt Funds auch ohne Private Equity zusammenarbeitet.

Es gibt sicherlich nur ganz wenige League-Table-Anführer auf der Welt, die von sich selbst behaupten würden, dass sie dort eigentlich gar nichts verloren haben. Die Ärzte- und Apothekerbank – kurz: Apobank – ist so ein Sonderling. Die Spezialbank hat es 2020 doch tatsächlich fertiggebracht, gemessen an der Anzahl von Transaktionen die aktivste LBO-Bank im Midmarket zu werden – und das, obwohl die Bank überhaupt erst seit drei Jahren ein richtiges Corporate-Finance-Team hat und auch nur 20 Prozent des Gesamtmarktes bedient.

Kopf der Corporate-Finance-Bande und Vater des jüngsten Leveraged-Finance-Erfolgs ist der LBO-Banker Christoph Neff. Er wechselte im Sommer 2018 nach über 15 Jahren von der Commerzbank zur Apobank und hat dort seitdem eine Truppe von acht erfahrenen Corporate-Finance-Banker um sich geschart, die die Firmenkundenbetreuer der Apobank bei strukturierten Finanzierungen aller Art unterstützt.

Die Gründe für den LBO-Erfolg der Apobank

Dass es eine Bank im Leveraged-Finance-Geschäft quasi aus dem Stand an die Spitze der Leveraged Finance League Tables schafft, verwundert auf den ersten Blick, ist bei genauerer Betrachtung, dann aber doch nicht sooo überraschend. Der Erfolg hat Christoph Neff zufolge vor allem drei, vielleicht vier Gründe: a) durch die Coronakrise gab es deutlich mehr Aktivität im deutschen Gesundheitsmarkt b) die Apobank hat in ihrem Markt 50 Prozent Marktanteil und c) die Bank hat inzwischen ein Corporate-Finance-Team, das scheinbar am Fließband arbeitet. In drei Jahren wuppte das Team 50 Transaktionen. Hinzu kommt, dass die Apobank ausschließlich im Small- und Mid-Cap-Segment unterwegs ist, wo Private-Equity-Deals auch im Coronajahr 2020 leichter durchgegangen sind als im Large-Cap-Segment.

Wir streben die Nummer-Eins-Midmarket-Position nicht dauerhaft an. Wir wollen die Nummer Eins im deutschen Gesundheitsmarkt sein.

Christoph Neff, Head of Corporate & Leveraged Finance der Apobank

LBO-Sweet-Spot der Apobank bei 15 Millionen Euro

Und trotzdem ist die Bank weit davon entfernt, eine LBO-Bank zu sein. Zwar geizt die Ärzte- und Apothekerbank mit genauen Zahlen – die sind scheinbar rezeptpflichtig und uns wurde leider keins ausgestellt –, doch das Leveraged-Finance-Geschäft macht nur einen Bruchteil des Kreditbuchs aus. Neff zufolge verbuchte die Apobank 2020 all in rund 5,8 Milliarden Euro Kreditneugeschäft, wovon lediglich ein „niedriger einstelliger Prozentsatz“ auf das Leverage-Finance-Geschäft entfallen sei.

Nehmen wir einmal an 3 Prozent sind „niedrig einstellig“, dann wären das rund 175 Millionen Euro an ausgereichtem LBO-Kreditvolumen bei einer Bilanzsumme von 59,4 Milliarden Euro. Bei rund 10 Transaktionen wären das pro Deal in etwa 15 Millionen Euro Finanzierungsvolumen. Berücksichtigen wir dann noch, dass die Apobank Christoph Neff zufolge 70 Prozent ihrer Finanzierungen zusammen mit einem Finanzierungspartner (Bank oder Debt Fund) macht und im Small/Mid-Cap-Markt unterwegs ist, dann klingen die 15 bis 25 Millionen Euro für uns als Sweet Spot der Apobank im Leveraged-Finance-Geschäft gar nicht so verkehrt.

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Apobank: „Folo“ sind kein Private-Equity-Solo

Neff zufolge denkt die Apobank aufgrund ihrer Vergangenheit – sie wurde vor rund 120 Jahren gegründet, um Ärzte und Apotheker bei der Gründung zu finanzieren – unternehmerischer als so manch andere Bank und könne bei bestimmten Strukturierungselementen durchaus flexibler sein. „Wir können Asset-basierte Immobilienlösungen in eine Akquisitionsfinanzierung einbauen und wir machen viele Super-Senior-Finanzierungen, sowohl im Leveraged-Finance-Geschäft als auch bei Corporate-Transaktionen“, so Neff fast beiläufig im Podcast. Und wir so: What?! Super-Senior-Finanzierungen bei Corporate-Transaktionen?

Eine Bank und ein Debt Fund teilen sich eine Unitranche auf, die Bank im strukturellen Vor- und der Debt Fund im strukturellen Nachrang? Im Leveraged-Finance-Geschäft sind diese Strukturen beliebt, aber geht das auch ohne Private-Equity-Sponsor? „Ja, diese Transaktionen gibt es bereits“, meinte Neff, schränkte aber auch direkt ein, dass diese Finanzierungen bislang extrem selten vorkämen.

Wir finden das trotzdem spannend und während wir noch darüber grübeln, welche Debt Funds solche Deals machen, hören Sie sich sicherlich schon längst die komplette Podcast-Folge mit Christoph Neff an, die Sie wie immer auch auf allen gängigen Podcast-Plattformen finden: Spotify, Apple, Deezer.

philipp.habdank@whatsup-cf.de

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