708 Millionen, um zwei Unternehmen an sich selbst zu verkaufen (#36)

28. Oktober 2022 | Private Equity
Von Philipp Habdank

Der Finanzinvestor DPE Deutsche Private Equity hat den größten deutschen Continuation Fund aller Zeiten aufgelegt, um darin seine beiden Portfoliounternehmen Valantic und Eraneos zu bündeln. Im Podcast spricht DPE-Partner Guido Prehn exklusiv über die Hintergründe des 708-Millionen-Euro-Deals und versucht die möglichen Interessenskonflikte der GP-geführten Secondaries zu entschärfen. Die Renditezahlen scheinen ihm recht zu geben.

Private-Equity-Manager sind harte Verhandlungen gewohnt: sei es mit Bankern, Unternehmern oder Wettbewerbern. Aber mit sich selbst? Diese skurrile Erfahrung dürften bislang nur die wenigsten gemacht haben, doch der Trend mit den GP-geführten Secondaries macht es möglich. Bei dieser Transaktionsart verkauft der Private-Equity-Investor eines oder mehrere seiner Portfoliounternehmen an sich selbst. Was lange verpönt war, finden die Geldgeber von Private Equity inzwischen unter bestimmten Vorzeichen sogar ziemlich cool, wie uns bereits Britta Lindhorst von HQ Capital im Podcast verraten hat.  

Immer mehr Private-Equity-Investoren nutzen diesen zusätzlichen Exit-Kanal als Alternative zum Verkauf an einen Wettbewerber oder Strategen. Jüngstes Beispiel ist der Münchener Finanzinvestor DPE Deutsche Private Equity, der für einen Continuation Fund 708 Millionen Euro eingeworben hat, um die beiden DPE-Portfoliounternehmen Valantic und Eraneos, beides IT-Berater, aus dem bestehenden DPE-Fonds in den neuen Continuation Fund zu verschieben. Durch diesen Schritt muss der Private-Equity-Investor die beiden rasant gewachsenen Unternehmen nicht verkaufen, sondern kann ihr Wachstum noch ein paar Jahre länger begleiten. 

Mögliche Interessenskonflikte bei Continuation Funds

Diese Deals sind in Deutschland en vogue, aber nicht frei von Kritik. Skeptiker sehen in den Continuation Funds mehrere Interessenskonflikte: Da der Käufer gleichzeitig der Verkäufer ist, besteht die Sorge, dass der Kaufpreis beim Fondsübertrag nicht genauso konsequent maximiert wird, wie bei einem echten Verkauf an einen Dritten – ein Diskussionspunkt, den DPE-Partner Guido Prehn gar nicht leugnen möchte, der sich seiner Meinung nach jedoch gut durch eine externe Fairness Opinion einer Investmentbank und durch Rücksprache mit den eigenen Fonds-Investoren auflösen lässt.  

Ein weiterer Streitpunkt ist häufig der Carried Interest, kurz: Carry. Wann bekommt der Private-Equity-Manager seinen erfolgsabhängigen Bonus ausbezahlt: schon beim Verkauf an den neuen Fonds oder erst später beim echten Exit? Laut Guido Prehn ist es es heute üblich, dass der Carry nahezu vollständig in das neue Vehikel reinvestiert werden muss. „Das erwarten die Investoren“, sagt Prehn. Kniffliger werde es, wenn der Transfer in den neuen Fonds keine Carry-Zahlung auslöse, was in hier der Fall gewesen sei. „Für den GP ist die Situation dann komplexer, weil ihm zunächst die Liquidität fehlt“, sagt Prehn. 

LPs haben bei Valantic und Eraneos guten Schnitt gemacht

Rein technisch wurden bei der Transaktion laut Guido Prehn alle Bestandsinvestoren ausbezahlt. Einige davon hätten anschließend in den Continuation Fund reinvestiert. Schlecht weggekommen sei bei dem Deal aber kein Investor. Die genauen Zahlen verrät der Private-Equity-Manager zwar nicht, doch man könne sagen, dass sowohl Valantic als auch Eraneos „deutlich oberhalb von der doppelten erwarteten Rendite“ abgeliefert hätten. Ob Investoren ihren Einsatz damit verdoppelt hätten, fragen wir. „2x Geld ist sicherlich deutlich unter der Rendite, die DPE seinen Investoren im Normalfall verspricht. Da muss man noch ordentlich was draufschlagen und dann verdoppeln. Dann kommt man eher in die Region“, sagt Guido Prehn im Podcast. 

2x Geld ist sicherlich deutlich unter der Rendite, die DPE seinen Investoren im Normalfall verspricht.

Guido Prehn – DPE Deutsche Private Equity

Die Themen im Podcast mit Guido Prehn von DPE Deutsche Private Equity

  • Was ist ein Continuation Fund?
  • Welche Unternehmen liegen darin?
  • Was für Unternehmen eignen sich dafür?
  • Hatte DPE Verkaufsdruck?
  • Hilft oder schadet das aktuell schwierige Marktumfeld den Continuation Funds?
  • Wie viele Bestandsinvestoren haben reinvestiert?
  • Wie löst man den Interessenskonflikt, dass Käufer und Verkäufer derselbe Private-Equity-Investor ist?
  • Fairness Opinion vs. Auktion bei echtem Verkauf: Was sind die Unternehmen wirklich wert?
  • Wie hoch war die Rendite für Bestandsinvestoren?
  • Wer sind die neuen Investoren?
  • Was hat es mit der Fremdfinanzierung von Permira Credit auf sich?
  • 708 Mio Equity im Continuation Fund: Wie viel entfällt auf den Kaufpreis, wie viel auf weiteres Wachstum?
  • Welche Pläne verfolgt DPE jetzt mit Valantic und Eraneos?
  • Streitpunkt Carry: Wie hat DPE das Problem gelöst?
  • Fragen-Quicky

Über all das und noch mehr haben wir in der aktuellen Folge mit Guido Prehn gesprochen, die überall dort zu finden ist, wo es Podcasts gibt: Apple Podcasts, Spotify, Google Podcasts, Deezer, Amazon Music. Let’s go!

philipp.habdank@whatsup-cf.de

Weitere Beiträge ...

... die Sie auch interessieren könnten.

GP-led Secondary: Wie sich Private Equity selbst beglückt (#11)

3. Dezember 2021 | M&A | Private Equity
Von Philipp Habdank
Was hinter dem Private-Equity-Hype um GP-led Secondaries steckt.
Anhören

Coming Home: Sven Oleownik geht zu Emeram (#13)

7. Januar 2022 | Private Equity
Von Philipp Habdank
Von Gimv zu Emeram: Sven Oleownik spricht über seinen Wechsel und seine Pläne.
Anhören

Private Equity und der Mythos Buy & Build (#28)

24. Juni 2022 | Private Equity
Von Philipp Habdank
Wie viel Überrendite bringt Buy and Build? Wo liegen die wahren Werttreiber für Private Equity? Eine neue Studie gibt Aufschluss.
Anhören