Von der NIBC zum Dutch Mezzanine Fund (#30)

13. Juli 2022 | Finanzierung | Leveraged Finance
Von Philipp Habdank

Nach 17 Jahren Leveraged Finance bei der NIBC macht der neue Eigentümer Blackstone Michael Müllers Geschäft einfach dicht und verkauft das deutsche Leveraged-Loan-Portfolio an die OLB. Im Podcast spricht Michael Müller über den Schock, die Erleichterung, sein neues Projekt Dutch Mezzanine Fund und über das Comeback von Mezzanine. 

17 Jahre lang hat Michael Müller für die NIBC Leveraged Finance gemacht. Dann kam Blackstone, übernahm die NIBC und drehte die Strategie der Niederländer auf links. Der Finanzinvestor ist in erster Linie an dem skalierbaren Hypothekengeschäft der NIBC interessiert. „Unter Blackstone wird die Bank zu einem Asset-Finanzierer umgebaut“, sagt Müller im Podcast. Leveraged Finance, Corporate Lending, Strukturierte Finanzierung und Beratungsgeschäft hätten in dieser Strategie keinen Platz mehr. Das deutsche Leveraged-Loan-Portfolio wurde bereits an die OLB verkauft, die sich ebenfalls im Besitz eines Finanzinvestors befindet: Apollo. 

Leveraged-Finance-Banker Müller befand sich seit Jahresbeginn im sogenannten Garden Leave, war also freigestellt und konnte ein bisschen reisen und sein Spanisch auffrischen, wie er im Podcast berichtet. Seit Juli verantwortet Müller das Deutschlandgeschäft des Dutch Mezzanine Fund (DMF). Ein niederländischer Mezzanine-Provider, der seit zehn Jahren am Markt aktiv ist und bereits aus dem dritten, 150 Millionen Euro schweren Fonds Ticketgrößen zwischen 5 und 20 Millionen Euro finanziert. In Deutschland hat DMF bereits drei Unternehmen finanziert, unter anderem Eisenmann und Dresselhaus – beides Portfoliounternehmen des niederländischen Turnaround-Investors Nimbus. 

Was ist Mezzanine-Kapital?

Laut Müller ist Mezzanine aber nicht zwingend ein Lender of Last Resort. Mezzanine komme nicht nur in der Restrukturierung in Frage, wenn sonst nichts mehr geht. Für Müller ist Mezzanine ein Puzzlestück, eine nachrangige Finanzierung, die in Kombination mit einer vorrangigen Finanzierung (Senior Loan) für Private-Equity-Investoren eine Alternative zur Unitranche der Debt Funds und für Unternehmen ohne Sponsor eine flexible Wachstumsfinanzierung darstellt. „Mezzanine ist eine vorübergehende Lösung für ein vorübergehendes Problem“, sagt Müller. 

Auch wenn Mezzanine in Deutschland in der Finanzkrise etwas in Verruf geraten ist, war die Finanzierungsform nie wirklich weg. Sie trat lediglich in leichter Abwandlung in neuem Gewand auf. Mit dem Vormarsch der Debt Funds haben sich in sich im deutschen Leveraged-Finance-Geschäft die Super-Senior-Finanzierungen etabliert, auch bekannt als First-out/Second-out, First-out/Last-out (Folo) oder Senior/Super-Senior. Dabei teilt sich eine vorrangige Bank und ein faktisch nachrangiger Debt Fund eine Unitranche-Finanzierung auf.

Mezzanine ist eine vorübergehende Lösung für ein vorübergehendes Problem.

Michael Müller, Dutch Mezzanine Fund

Die Parallele zur Mezzanine-Finanzierung ist der Rangunterschied der Kreditgeber. Der Unterschied zum traditionellen Mezz ist das Verhältnis von vorrangiger zu nachrangiger Finanzierung. Während bei den Folos der nachrangige Teil den Großteil der Finanzierung ausmacht, ist es bei der Senior/Mezz-Lösung genau umgekehrt: Hier ist das nachrangige Mezz-Kapital die Beimischung. Ein weiter Unterschied ist die strukturierte Nähe zum Eigenkapital: Mezzanine-Finanzierungen haben laut Müller drei Margen-Komponenten: Cash-Marge (laufende Zinszahlung), PIK-Marge (aufgeschobene Zinszahlung) und eine erfolgsabhängige Vergütung (oft auch Equity-Kicker genannt). Der Equity-Kicker erlaubt es dem Mezzanine-Finanzierer am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zu partizipieren. 

Die weiteren Themen im Podcast mit Michael Müller

  • 17 Jahre bei der NIBC und dann machen die dein Geschäft dicht
  • Warum Blackstone die NIBC gerade wie umbaut
  • Portfolioverkauf an die OLB
  • Wer oder was ist der Dutch Mezzanine Fund?
  • Typische Finanzierungsanlässe für Mezzanine
  • Mezz als Alternative zu Private Equity?
  • Senior/Mezz vs. Unitranche
  • Wo liegt der Unterschied zu den Folos?
  • Renditeerwartungen von Mezz-Investoren
  • Mezzanine und der Equity Kicker
  • Geschlossene Bond- und Equity-Märkte: Perfektes Timing für eine Mezz-Offensive?
  • Freund und Feind von Mezzanine
  • Fragen-Quicky

Über all das und noch mehr hat Michael Müller in der aktuellen Folge gesprochen, die wie immer überall dort zu finden ist, wo es Podcasts gibt: Apple Podcasts, Spotify, Google Podcasts, Deezer, Amazon Music. Let’s go!

philipp.habdank@whatsup-cf.de

Info-Box: Noch mehr spannende Interviews aus der Corporate-Finance-Szene gibt’s in unserer Podcast-Audiothek. Mehr Hintergründe zum Finanzierungsgeschäft liefert die Themenseite Finanzierung

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